Cyber Security: Was tun bei einem Ransomware-Angriff?

5 Min. Lesezeit
24. Januar 2022

Eine Ramsomware-Attacke kann jedes Unternehmen treffen, denn Cyberkriminelle nutzen jede noch so kleine Schwachstelle aus. Dafür entwickeln sie die Technologie hinter Schadsoftware stetig weiter, sodass auch mit der besten IT-Security ein Restrisiko besteht. Neben bestmöglicher Prävention sollten sich Unternehmen daher immer auch damit auseinandersetzen, was zu tun ist, wenn sie tatsächlich ein Cyberangriff trifft. In diesem Beitrag habe ich Ihnen zehn Tipps zusammengefasst – abgeleitet aus einem Kundenprojekt, welches wir kürzlich betreut haben. Erfahren Sie, wie das Städtische Klinikum Wolfenbüttel einen Ransomware-Angriff gemeistert hat – und was Sie selbst tun können, um sich zu schützen.


Ransomware bleibt ein großes Risiko
Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt. Dadurch steigt auch das Risiko für Cyberangriffe. Denn mit jedem vernetzten Gerät wächst die Angriffsfläche. Da die IT heute die Basis nahezu sämtlicher Geschäftsprozesse bildet, kann ein Ausfall großen Schaden anrichten. Für Cyberkriminelle haben sich Ransomware-Attacken daher zu einem lukrativen Geschäft entwickelt: Mithilfe einer Schadsoftware verschlüsseln sie Daten und erpressen ihre Opfer. Gegen Zahlung eines Lösegelds versprechen sie, die Daten wieder freizugeben. Doch Garantie dafür gibt es nicht.

Laut einer aktuellen weltweit angelegten Studie des Security-Anbieters Sophos wurden 37 Prozent der Unternehmen im vergangenen Jahr Opfer von Ransomware. Das durchschnittlich gezahlte Lösegeld betrug bei Unternehmen mittlerer Größe 170.404 US-Dollar, immerhin fast 150.000 Euro. Eine mittlerweile etablierte Praxis sind sogenannte Extortion Angriffe: Cyberkriminelle verschlüsseln die Daten nicht mehr, sondern stehlen sie. Anschließend drohen sie damit, die sensiblen Informationen zu veröffentlichen oder zu verkaufen.

Wie das Städtische Klinikum Wolfenbüttel eine Ransomware-Attacke meisterte
Einer unsere Kunden, das Städtische Klinikum Wolfenbüttel, wurde selbst Opfer einer Ransomware-Attacke – und hat sie dank des beherzten Vorgehens des IT-Leiters mit Bravour gemeistert. Im Juli 2021 erhielt der IT-Rufdienst des Klinikums einen Anruf, weil das Krankenhausinformationssystem nicht mehr verfügbar war. Schnell stellte sich heraus, dass eine Verschlüsselung vorlag.

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Das Klinikum Wolfenbüttel wurde Ziel eines Cyberangriffs und konnte dank vorhandenem Notfallplan Schlimmeres verhindern.

IT-Leiter Sebastian Skalski reagierte daraufhin mit kühlem Kopf und nahm alle Systeme vom Netz, um eine weitere Ausbreitung der Malware zu verhindern. Er rief einen Krisenstab zusammen, verständigte die Cybercrime-Unit der Polizei, machte Meldung beim BSI sowie der Datenschutzbehörde und holte sich sofort Unterstützung von den Spezialist*innen der ACP und Sophos. Dank der Teamleistung aller Beteiligten war der Cybervorfall schnell bewältigt. Mario Krause, Kriminalhauptkommissar der Task-Force Cybercrime der Polizeidirektion Braunschweig, lobt das Vorgehen: „Die sofort eingeleiteten Maßnahmen und die Wiederherstellung der Systeme sind vorbildlich und in dieser Form einzigartig. Das Klinikum Wolfenbüttel leistet eine herausragende Arbeit und sticht mit seiner IT-Sicherheit und deren Umsetzungskonzepten heraus.“

Was andere Unternehmen daraus lernen können, fasse ich Ihnen im Folgenden zusammen.

10 Praxis-Tipps, wie Sie sich schützen können
Ein Cyberangriff kann jeden treffen und großen Schaden anrichten. Um sich zu schützen, brauchen Sie eine ganzheitliche Security-Strategie, die sowohl Prävention als auch Abwehr, Reaktion und Bewältigung umfasst. Hier kommen zehn Tipps, die sich bei unseren Kunden in der Praxis bewährt haben.

  1. Halten Sie Ihre Software auf dem neuesten Stand
    Bei Malware-Angriffen nutzen Cyberkriminelle Schwachstellen aus. Besonders anfällig sind veraltete, ungepatchte Systeme. Um Schwachstellen zu schließen, sollten Sie Updates und Patches möglichst zeitnah einspielen, nachdem sie vom Hersteller veröffentlicht sind. Prüfen Sie darüber hinaus regelmäßig Ihre Konfiguration.

  2. Sensibilisieren Sie Mitarbeiter*innen
    Häufig wenden Cyberkriminelle Phishing- und Social-Engineering-Taktiken an, um Mitarbeiter*innen mit z. B. harmlos aussehenden E-Mails auszutricksen und Malware in Unternehmensnetze einzuschleusen. Vor ein paar Jahren noch einfach erkennbar, fällt es heute immer schwerer, solche zu identifizieren. Ganz wichtig sind daher regelmäßige Schulungen und Trainings, die die Mitarbeiter*innen für Cyberrisiken sensibilisieren.

  3. Achten Sie auf eine sichere Backup-Strategie
    Backups helfen Ihnen, im Falle eines Cyberangriffs die Geschäftskontinuität zu sichern. Achten Sie darauf, mindestens ein Backup offline und von den anderen Systemen getrennt zu speichern, sodass es nicht selbst verschlüsselt werden kann. Das Klinikum Wolfenbüttel konnte dank seiner Backup-Strategie seine Systeme wiederherstellen, ohne Lösegeld zu zahlen.

  4. Erstellen Sie einen Notfallplan
    Im Ernstfall kommt es darauf an, schnell die richtigen Schritte einzuleiten. Dafür ist es hilfreich, wenn Sie einen Notfallplan haben, der Verantwortlichkeiten festlegt und Handlungsanweisungen gibt. Als Leitlinie für das Notfallmanagement hat das BSI den Standard 100-4 veröffentlicht.

  5. Nehmen Sie bei einem Ransomware-Befall sofort alle Systeme vom Netz
    Wenn Sie einen Ransomware-Angriff bemerken, ist es wichtig zu verhindern, dass sich die Malware weiter ausbreiten kann. Dafür sollten Sie alle IT-Systeme sofort vom Netz nehmen. So können Sie Schaden minimieren. Weil das Städtische Klinikum Wolfenbüttel schnell reagierte, war nur ein Backup-Server von der Verschlüsselung betroffen.

  6. Holen Sie sich Hilfe von IT-Spezialist*innen
    Um den Cybervorfall zu untersuchen, die Eintrittspforte zu bestimmen und die Malware unschädlich zu machen, empfiehlt es sich, mit spezialisierten IT-Forensikern zusammenzuarbeiten. Sie verfügen über entsprechendes Know-how und geeignete Tools. Eine Methode ist zum Beispiel das Thread Hunting: Die Spezialist*innen installieren eine Security Software auf den einzelnen Servern, scannen diese und werten die Logfiles aus. So können sie auffällige Prozesse entdecken und die Malware aufspüren.

  7. Melden Sie den Vorfall
    Parallel zur IT-forensischen Untersuchung sollten Sie die Polizei einschalten und den Vorfall gegebenenfalls beim BSI und bei der zuständigen Datenschutzbehörde melden.

  8. Berufen Sie einen Krisenstab ein
    Wenn die IT ausfällt, wirkt sich das auf den gesamten Geschäftsbetrieb aus. Um diese Herausforderung zu meistern, müssen alle Mitarbeiter*innen an einem Strang ziehen. Außerdem muss man in der Lage sein, schnelle Entscheidungen zu treffen. Das Klinikum Wolfenbüttel war auch hier gut aufgestellt, indem es bereits vor dem Cyberangriff einen Krisenstab gebildet hat. Neben den IT-lern gehören diesem auch Chefärzt*innen und Vertreter des Management-Teams an. Da die Verantwortlichkeiten bereits geklärt waren, konnte das Klinikum im Ernstfall wertvolle Zeit sparen. Im Vier-Stunden-Takt kamen sie zu Meetings zusammen und konnten schnell Entscheidungen treffen.

  9. Seien Sie lösungsorientiert
    Nach einem Cybervorfall geht es darum, die IT schnellstmöglich wieder betriebsfähig zu machen. Dafür sollten Sie auf Backups zurückgreifen können und einen verlässlichen IT-Partner an Ihrer Seite haben. Ganz wichtig ist, dass alle Beteiligten auf Augenhöhe Hand in Hand arbeiten, sodass Entscheidungen schnell getroffen werden können.

  10. Setzen Sie auf moderne Security-Technik
    Cyberangriffe und auch Security-Technik entwickeln sich ständig weiter. Daher ist es wichtig, die eigene Security-Umgebung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Moderne Security-Lösungen setzen zum Beispiel KI und Verhaltens-Analysen ein, um auch bisher unbekannte Malware-Varianten zu erkennen und zu blockieren. Kommt doch einmal ein Angriff durch, helfen Techniken wie XDR (Extended Detection and Response) und Synchronized Security, ihn schnell einzudämmen.

Die Bedrohungslage wird weiter steigen
In den vergangenen Jahren haben Cyberangriffe kontinuierlich zugenommen und sind immer komplexer geworden. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Um der wachsenden Bedrohung zu begegnen, brauchen Unternehmen ein ganzheitliches Security-Konzept und einen verlässlichen IT-Partner. Wir bei ACP IT Solutions unterstützen unsere Kunden dabei sich bestmöglich zu schützen und auch im Falle eines Cyberangriffs betriebsfähig zu bleiben. Sebastian Skalski, IT-Leiter beim Städtischen Klinikum Wolfenbüttel, hat diese Erfahrung gemacht: „Für uns war es sehr beruhigend, einen Partner wie die ACP zu haben. So war ich mir sicher: Egal was passiert – auch wenn wir die gesamte Technik neu aufsetzen müssen – wir schaffen das.“

Nehmen Sie direkt Kontakt mit unseren Security-Expert*innen auf.